Geschichte

Zu aller erst sei hier gesagt, dass die Bezeichnung Blide auch gleichgesetzt werden kann mit den Begriffen Trebuchet und Tribock. Diese Begriffe stehen im Allgemeinen für Gegengewichtshebelwurfgeschütze mit beweglichem oder unbeweglichem Gegengewicht.

Hervorgegangen sind die Bliden aus den sog. Ziehkrafthebelwurfgeschützen. Dabei erfolgt das Schleudern des Geschosses durch ziehen von mehreren Personen an Seilen, die am kurzen Ende des Wurfarmes angebracht sind. Die frühesten Belege für solche Gewerfe finden sich im China des 7. Jahrhunderts. Von dort aus erfolgte die Verbreitung über den arabischen Raum bis nach Europa (1147 Belagerung Lissabons). Die Ziehkraft- Gewerfe wurden durch die Weiterentwicklung zum Gegengewicht- Gewerfe abgelöst, deren Erstbeleg 1199 als „trabucium“ bei der Belagerung von Piacenza durch die Cremonesen zu verzeichnen ist.

Die erste schriftliche Erwähnung im deutschen Raum ist die Belagerung von Langensalza und Weißenfels (Thüringen) durch Otto IV., der 1212 einen „triboc“ einsetzte. Ein Nachbau befindet sich heute auf der Runneburg.

In der Folgezeit findet eine schnelle und flächendeckende Verbreitung der Bliden in ganz Europa statt, somit entstehen in dieser Zeit viele Belege. Allerdings bleibt zu sagen, dass die meisten Belege nicht sehr aussagekräftig sind hinsichtlich der detaillierten Konstruktion. Es gibt nur sehr wenige schriftliche und bildliche Überlieferungen, welche entsprechende Details zur Rekonstruktion enthalten. Genannt seien hier lediglich die Beschreibungen von Marinus Sanutus (1321) und Villard de Honnecourt (um 1230).

Die größten, schriftlich belegten Bliden können nur anhand einzelner Details abgeschätzt werden. So sind folgende maximale Eckdaten zu verzeichnen bis zu 26 Tonnen Gegengewicht, Wurfarmlängen von bis zu 20 m und das werfen eines Pferdekadavers (ca. 650 kg). Diese Fakten lassen erahnen, was die Baumeister im Mittelalter vollbracht haben.

Die Konstruktion der Bliden ist wenig anfällig und somit gibt es Belege für den Bau vor Ort (Belagerung von Vellexon) bzw. den Transport zerlegter Bliden, wie das große Baseler Gewerf. Dieses wurde an den Herzog Leopold von Österreich verliehen und mit 24 Wagen/144 Pferden transportiert.

Bei der Belagerung der Drakenburg (bei Nienburg) während der „Mandelslohschen Fehde“ 1380 wurde erstmals von „bliden“ gesprochen.

Durch die Entwicklung von Pulvergeschossen gerieten die Bliden langsam ins hintertreffen, konnten sich aber Aufgrund ihrer Variabilität in der Bestückung mit Steinkugeln, Aas, Gefangene, Fässer mit Fäkalien und Pestleichen (frühe biologische Kriegsführung) noch lange parallel halten. Die letzten Belege für den Einsatz von Bliden sind die Belagerung von Rhodos 1480, die Belagerung Tenochtitlans 1521 und der Tod Herzog Albrechts von Sachsen 1585 durch einen direkten Treffer eines Wurfgeschosses.

Als Literatur kann ich empfehlen:
„Blide, Mange, Trebuchet“ von Mark Feuerle
„Ancient and Medieval Siege Weapons” von Konstantin Nossov